FROSTROSE

Frostrose, du hast viele melancholische Winter verbracht, während du in tiefe Einsamkeit gehüllt warst und die Freiheit dir verwehrt blieb. Du lagst zwischen Eiszapfen, gefangen in deiner Fantasie und Schönheit. Du hast viele Tränen vergossen und wärst vor Verzweiflung fast verendet, wenn du keine Träume mehr gehabt hättest. Aber irgendetwas hielt dich noch am Leben, eine verborgene Hoffnung, eine heimliche Liebe, oder ein süßes Flüstern an deinem Ohr, getragen vom Wind. Du weinst, weil du dich von der Welt verlassen fühlst.

Frostrose, im Augenblick scheint dir alles nutzlos zu sein, du findest den Halt nicht, den du brauchst, um aufzugehen, wie die Sonne an einem kalten Wintertag. Der Wind peitscht und saust um deine eingefrorenen Blüten; von Weitem hörst du Frachtschiffe, die am Hafen anlegen, während die Stille, die dich umgibt, vom Signalhorn durchbrochen wird. Die Sehnsucht plagt dich, die Gewissheit, bald erfrieren zu müssen in deinem abgeriegelten Königspalast. Aber du gibst nicht auf, es gibt immer Platz für Humor, auch an diesen tristen und grauen Tagen.

Du verharrst in der Hoffnung, dass dich jemand findet, dass dich jemand von deinem Leid erlöst, aber du bist abgeschottet von der Welt, auf einem steilen Berghang im Fjordland, wo dich niemand entdecken kann. Deine Tränen kullern auf deinem märchenhaften Gewand und die Tropfen gefrieren, sobald sie den Boden deines Schlosses erreichen. Als du dich auf deinem Blütenbeet legst, eingehüllt in sanfte Traurigkeit, gibst du dich deinen Träumen hin.

Du träumst, wie dich ein majestätischer Adler aufgreift und mitnimmt auf seinen wilden Flug, auf seiner abenteuerliche Reise. Er schwebt über Berge und Täler und schreit wie ein König in der Luft. Als er eine weite Strecke geflogen ist, lässt er dich fallen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Ein letzter schriller Schrei, bis er sich entfernt und gänzlich verstummt.

Irgendwann wachst du auf, mitten in einem verschneiten Wald, es ist nicht mehr so kalt wie auf dem Berg. Deine Traurigkeit ist andauernd da, es ist, als wäre sie eine treue Begleiterin, die nicht von deiner Seite weicht. Dann hörst du Pferdehufen, die sich nähern, ein Lebenszeichen im schnellen Galopp. Du kannst eine Kutsche sehen, die Carrosserie hat goldige Verzierungen an den Flanken, während die Pferde den klumpigen Schnee aufwirbeln.

„Halt!“, schreit einer.

Ein edler Prinz, in seiner königlichen Robe, steigt aus. Er liest dich auf und nimmt dich mit, in seinem erhabenen Palast.

Und von da an fühlte sich die Frostrose nicht mehr allein, sie hatte jemanden gefunden, der sich um sie kümmerte und sie so liebte, wie sie war: eine wunderschöne Blume, die denen Freude bereitete, die sie zu betrachten wussten. R.R. 


 

 

 

 

 

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