JENSEITS DES MEERES
Jenseits des Meeres gibt es neue Horizonte, ein neues Land, eine neue Liebe zu entdecken. Eine vergessene Hoffnung, die ihn anzieht, als wäre sie schon immer da gewesen, aber er hat nur auf den richtigen Moment gewartet, um ihr entgegenzustreben. Eine lang ersehnte Erwartung, die er schon längst geplant und in seinen Gedanken tausend Mal abgespielt hat. Abgekapselt von der Welt, lässt er sich von seinen Fantasievorstellungen und Visionen mitreißen, bis ihn dieser Sog aus Optimismus und Courage wegtreibt.
Jenseits des Meeres findet man neue Träume, neue Realitäten, Kulturen und Traditionen. Er versucht sich vorzustellen, wie es an diesem geheimnisvollen, neuen Ort sein wird, was es alles zu sehen und zu entdecken gibt. Das Herz füllt sich mit einer unbeschreiblichen Freude auf, schwellt an, bis er es schneller schlagen hört. Es ist wie ein frohe Botschaft, die sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Ein wohlig warmes Gefühl verteilt sich über seinen ganzen Körper, der bereit ist, das grosse Abenteuer auf sich zu nehmen.
Inmitten dieser blauen Unendlichkeit denkt er darüber nach, was er hinter sich gelassen hat. Eine Lehmhütte mit Risse, die bald in sich zusammenfällt, eine weinende Mutter, die ihn anfleht, bei ihr zu bleiben, eine trockene Erde von der Sonne erhitzt, die eine skrupellose Dürre herbeiführt. Aber er wollte Blumen und Pflanzen wachsen sehen und keinen Hungernot mehr erleiden. Er stellte sich vor, wie er diesem Elend entfliehen könnte, wie er eine besser Zukunft anstreben könnte. Und dieser Schmerzensschrei, von der Natur erhört, zog ihn weit weg von seinen Wurzeln.
Nach einer langen, erschöpfenden Reise setzt er ein Fuss auf diese neue Erde. Vielleicht ist er im Niemandsland angekommen, im Nirgendwo, aber es fühlt sich gut an, als die Sonne seine Haut küsst. Er schaut sich um, voller Sehnsucht und Vertrauen, aber er sieht sie nicht, diese abermalige Hoffnung, diesen starken Glauben an eine Zukunft ohne Hindernisse, an ein besseres Leben. Er fühlt sich wie ein Fremder ohne Namen, wie eine vagabundierende Seele ohne Führung, wie ein abgerissener Baum. Seine Hoffnung schwindet augenblicklich, seine Lebensfreude weicht einem Blick aus Kummer und Sorgen. Doch jemand streckt ihm die Hand hin und bemerkt seine Traurigkeit. Es ist die Liebe, die ihn begegnet und ihm einen Lichtschimmer spendet, dass seine Mühen und Qualen nicht umsonst gewesen sind.
Er macht sich mutig auf
den Weg zu seinem unbekannten Schicksal, in der Gewissheit, dass es immer
jemanden geben wird, der ihn unterstützt und an ihn glaubt, auch an einem
trostlosen Tag.
Denn jenseits des
Meeres sind die Sterne mit einem Finger zu berühren und leuchten nur für uns.
R.R.

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