FRAG MICH NICHT, WIESO

Frag mich nicht, wieso es Gut und Böse gibt, ich könnte es dir nicht sagen. Vielleicht weil das Gute ohne das Böse nicht existieren kann. Schwarz und weiss gehören zusammen, wie ein Foto zu seinem Bildrahmen. Das Gute will immer das Böse besiegen, während das Böse das Gute vernichten will. Ohne Gut gäbe es kein Böse und umgekehrt. Das ist ein Gesetzt, das schon in der Natur zu beobachten ist. Die Grillen werden auch von Vögeln gefressen und die Mäuse von Katzen. Es ist ein jagen und gejagt werden, wie in der freien Wildnis. Doch beim Menschen ist es anders, er setzt das Böse ein, nicht um zu überleben, sondern um Macht zu gewinnen und auszuüben.

Frag mich nicht, wieso es Freunde und Feinde gibt, ich könnte es dir nicht erklären. Vielleicht weil Freunde dafür da sind, um dich zu beschützen und an deine Seite zu stehen, wenn etwas schief läuft und du einen Rat brauchst, während Feinde dir das Gefühl geben, geprügelt und in Stich gelassen zu werden, wenn du sie am meisten brauchst. Sie verraten dich, damit du begreifst, auf wenn du zählen kannst, sollte dich das Leben einmal enttäuschen, oder um deinen Charakter zu formen und zu meisseln, während du aus den Feindseligkeiten lernst. Jemand, der sich als deinen Freund erweist, könnte es zu seinem Vorteil nutzen und feige sein. Ein wahrer Freund zeigt Munt und hält sein Wort und enttäuscht dich nicht.

Frag mich nicht, wieso es Leid und Freude gibt, denn ich könnte dir keine Antwort geben. Vielleicht weil Leid und Freude sich ergänzen, sie gehen Hand in Hand. Man lernt zu lachen und zu weinen schon von Kindesbeinen an, es ist eine angeborene Sache. Man freut sich, wenn jemand glücklich ist, man leidet mit ihm, wenn ihm etwas Schlimmes zustösst. Das ist ein Gesetzt des Lebens, eine goldene Regel, die uns Menschen ausmacht. Da gibt es keine Ausnahme, ausser man ist aus Stahl gebaut und kennt keine Gefühle. Aber auch Stahl kann sich beugen, wenn es erhitzt wird.

Frag mich nicht, wieso es Fülle und Leere gibt, ich könnte es dir nicht erläutern. Vielleicht weil die Fülle das Gegenteil von Leere ist, oder wenn etwas leer ist, wieder gefüllt werden muss. Die Fülle bedeutet Reichtum und Wohlstand, während Leere in uns Ödnis auslöst. Leere ruft auch Einsamkeit hervor, während Fülle unsere Fantasie anregt. Auf trockenem, unfruchtbarem Boden zu gehen, fühlt sich anders an, als auf blühendem, lebendigem Land zu gehen. Die Fülle ist stärker als die Leere. Wenn wir erfüllt sind, gehen wir nie leer aus. Aber wenn wir mit leeren Händen ausgehen, lässt die Fülle zu wünschen übrig.

Gegensätze ziehen sich an oder stossen sich ab, es liegt immer in den Augen des Betrachters. Es liegt an uns, uns auf die Seite dessen zu stellen, was uns am besten gefällt und guttut, damit wir uns entfalten und weiterentwickeln können. Denn ohne Krieg gibt es keinen Frieden, ohne Anfang kein Ende, ohne Tod kein Leben. Und wenn die Nacht vorbei ist, beginnt ein neuer Tag, es ist ein Kreis, der sich schliesst und der sich Leben nennt.

Und frage mich nicht, wieso ein Herz bricht, wenn es sich verlassen fühlt, denn das würde meine Vorstellungskraft überbieten. R.R.



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