STERNENSTAUB

Sternenstaub ist dein Name über den Himmel, den sie jedes Mal auslöscht, wenn sie ihn ausspricht. Es ist Staub, der auf sie herabrieselt und sich wie ein wunderschönes, langes, Kleid auf ihre Haut absetzt, dass sie in einem neuen Glanz erstrahlen lässt. Und als sie das goldige Pulver einfängt, um es in einen Glasgefäß einzuschließen, zittern ihre Hände, ihre Augen funkeln vor Aufregung und sind geblendet von diesem intensiven Licht, als wäre es ein Leuchtfeuer in der Nacht, dass ihr den Weg zu seinem Herzen weist.

Sie ist auf der Suche nach sich selbst, in diesem Käfig voller entfesselter und freigelassener Wahnsinniger. Etwas sagt ihr, dass sie dich endgültig hinter sich lassen soll. Es ist wie ein Magnet, der sie in die entgegengesetzte Richtung zieht, eine Strömung, die sie über ihre vertrauten Grenzen hinaustreibt. Und sie sehnt sich danach, frei zu sein von all diesen Obsessionen und Manien, die sie fesseln. Das Leben stellt sie immer wieder auf die Probe, wenn sie versucht, vor sich selbst zu fliehen. Sie ist zu weit gegangen, über ihre Grenzen hinaus, über ihre Leidenschaften und Hoffnungen, über alle Erwartungen hinaus, um nicht mehr unter Sehnsucht und Verlangen zu leiden. Sie ist nicht mehr die Jüngste, aber auch nicht die Älteste; sie befindet sich, um es gelinde auszudrücken, irgendwo dazwischen.

Sie spürt eine Leere, die niemand füllen kann. Ihr fehlt etwas Lebensnotwendiges, etwas Echtes, etwas Magisches, dass ihr Herz höherschlagen lässt. Du wirst niemals ihr gehören und sie wird niemals dir gehören. Das ist die bittere Wahrheit.

Sie möchte Türen und Fenster zuknallen, ihren Schmerz in die Welt hinausschreien, den Kopf kräftig schütteln, um diesem dunklen, fremden Ort zu entkommen, doch sie verharrt schweigend, regungslos, ohne die Schönheit um sich herum wahrzunehmen. Sie spürt den Abgrund, die Leere, den sozialen Abstieg. Sie möchte sich von all dem Leid befreien, doch sie bleibt teilnahmslos und starr, wie ein schwerer Felsbrocken. Sie schüttelt herzhaft das Glas mit den leuchtenden Staubpartikeln, das galaktische Pulver wackelt hin und her, formt einen Buckel, dann mehrere, bevor es wieder ebenmässig wird. Sie schaut fasziniert diesem interstellaren Spiel zu, als wären es winzige, feine Goldteilchen, die sich neu bilden und zusammensetzen, als würden sie ein Eigenleben führen. Dann öffnet sie den Behälter, lässt den Sternenstaub herumfliegen und im Mondlicht tanzen. Der zauberhafte Staub wirbelt um sie herum, setzt sich auf ihren Körper ab, wie ein enganliegendes Kleid, das um die Taille fest zugeschnürt ist, sodass sie keine Luft mehr bekommt. Er hinterlässt Spuren auf ihre Haut, die nun jünger, frischer und strahlender aussieht. Diesen imaginären Goldring, den sie nie hätte tragen dürfen, wird vom Wind weggetragen, schwebt weit fort, bis er wieder zu einem Stern wird.

Sie weiß, dass alles nur ein Fantasiespiel ist, aber manchmal müssen wir unsere Fantasie den nötigen Raum lassen, damit sie wieder, wie Sternenstaub aufleuchten kann. R.R.



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